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Die Highlights des Jahres
2011

Das Motto der Ausstellung des Jahres 2011 war

Schnellverkehr der 30er Jahre

Seit dem Bestehen der Bahn ging die Entwicklung von Anfang an in Richtung immer stärkerer und schnellerer Lokomotiven. Bereits vor dem ersten Weltkrieg wurden mit Schnellzügen Geschwindigkeiten von über 120 km/h erreicht. Die deutsche Reichsbahngesellschaft tat schließlich alles, um den Personenverkehr weiter zu beschleunigen. Der eigentliche Durchbruch über die 200 km/h-Marke gelang am 21.6.1931, also vor 80 Jahren, mit der Rekordfahrt des Schienenzeppelins. Das futuristische Fahrzeug des Ingenieurs Franz Kruckenberg erregte damals weltweit großes Aufsehen, da es doch eher einem Flugzeug als einem Triebwagen glich. Während der Rekordfahrt wurde live von der Strecke berichtet: "Während man in aller Welt mit großem Interesse die Schnellfahrt des Propellerwagens verfolgt, läuft der hell glänzende Wagen lautlos und behende wie eine Silbermaus über die Schienen. Mühelos wird die 200 km/h-Marke überschritten". Wenig später wurde aus Berlin in alle Welt verbreitet: "Mit Tempo 230 rast der Schienenzeppelin in 96 Minuten von Hamburg nach Berlin, Weltrekord! Nicht einmal Flugzeuge kamen dem Schienenzeppelin hinterher".

Die Nürnberger Firma Bing, zu der Zeit der größte Spielzeughersteller der Welt, hatte den Schienenzeppelin bereits 1930, also vor der eigentlichen Rekordfahrt, im Sortiment, Märklin folgte erst 1932, beide Fahrzeuge sind auf unseren Anlagen zu sehen, das einfach gehaltene, aber gut proportionierte Modell der Firma Bing und das originale Märklin Modell in Spur 1.




Bing Schienenzeppelin Spur 0
Foto: Wilhelm Köster


Märklin Schienenzeppelin Spur 1
Foto: Günther Blach

Doch die Entwicklung von Hochgeschwindigkeitsfahrzeugen ging andere Wege, die Reichsbahn lehnte das Fahrzeug ab, 1939 wurde der Schienenzeppelin verschrottet. Nur ein Jahr nach der Rekordfahrt, am 19.12.1932, erreichte der Dieseltriebzug "Fliegender Hamburger" zwischen Berlin und Hamburg eine Spitzengeschwindigkeit von 175 km/h. Ab dem 15. Mai 1933 verkehrte der Triebzug planmäßig zwischen Berlin Lehrter Bahnhof und Hamburg Hauptbahnhof. Für die 286 km lange Strecke benötigte er 138 Minuten, eine Zeit, die erst 64 Jahre später, im Mai 1997, von einem ICE-Zug der Deutschen Bahn AG wieder erreicht wurde.

Vom Fliegenden Hamburger zeigen wir schöne Modelle von Märklin, die zwischen 1932 und 1938 gebaut wurden, und zwei Modelle der Firma Karl Bub aus der Zeit zwischen 1933 und 1939, die in den Bub-Katalogen auch als "Blitzzüge" bezeichnet wurden:



Märklin Fliegender Hamburger Spur 0
Foto: Andreas Stepper


Bub Fliegender Hamburger Spur 1
Foto: Wilhelm Köster

Die Dampflokindustrie versuchte hier mitzuhalten und entwickelte neue stromlinienförmige Fahrzeuge, darunter den windschnittigen und komfortablen Henschel-Wegmann-Zug, der ab 1936 zwischen Berlin und Dresden eingesetzt wurde und Spitzengeschwindigkeiten bis zu 185 km/h erreichte. Der von Märklin als Muster gebaute, aber nie in Serie gegangene Henschel-Wegmann-Zug ist bei uns als gelungener Nachbau auf unserer Märklin Replika-Anlage zu sehen:



Henschel-Wegmann-Zug Spur 0
Foto: Wilhelm Köster

1935 wurde auch die erste Stromliniendampflok der Baureihe 05, die 05 001 fertiggestellt, die heute im Verkehrsmuseum imn Nürnberg steht. Beim Verlassen des Werkes berichtete ein Reporter vor Ort: "Die erste Stromlinienlokomotive verlässt die Fabrik. Dunkelrot, schnittig und in beispielhafter Geschlossenheit der Form zeigt sie sich schon äußerlich als eine Besonderheit im Lokomotivbau". Die Schwesterlok 05 002 startete am 11.5.1936 mit einem Messwagen zu der Weltrekordfahrt mit einer Höchstgeschwindigkeit von 200,4 km/h auf der Strecke zwischen Hamburg und Berlin:



Hehr Nachbau der Märklin SLH Spur 0
Foto: Wilhelm Köster

Auch von einigen Nürnbergern Herstellern wurden Stromlinienfahrzeuge angeboten. Wir zeigen von der Nürnberger Firma Kraus ein einfaches Modell mit zwei passenden Wagen aus der Zeit zwischen 1936 und 1937, das in roter, silberner und schwarzer Ausführung gefertigt wurde:



Kraus Fandor Stromlinienzug Spur 0
Foto: Wilhelm Köster

Doch diese Superlok ging nie in Serie, es blieb bei drei Exemplaren. Schon damals war abzusehen, dass die Zeit der Dampflokomotiven zu Ende gehen sollte, die Zukunft gehörte zweifelsfrei den dieselbetriebenen bzw. später den elektrischen Lokomotiven und Triebwagen. Der zweite Weltkrieg stoppte zunächst die Weiterentwicklung, in den 50er Jahren erschien als Weiterentwicklung des Fliegenden Hamburgers der TEE (Trans Europ Express), der europaweit eingesetzt wurde. In den 80er Jahren kamen die ersten ICE zum Einsatz, die auf extra ausgebauten Schnellfahrstrecken zunächst mit Tempo 250, später mit bis zu Tempo 330 fuhren und noch heute, also 80 Jahre nach der ersten Rekordfahrt des Schienenzeppelins, das Rückgrat des derzeitigen deutschen Schienenschnellverkehrs bilden.



Ein Modell der englischen A4 "Mallard"
Foto: Karl Isele

Die LNER (London and North Eastern Railway) richtete im Jahre 1935 eine neue Schnellzugsverbindung zwischen London und Newcastle-upon-Tyne ein, für die schnelle Lokomotiven benötigt wurden. Der Lokomotivkonstrukteur Sir Nigel Gresley entwarf die A4, ein Nachfolgemodell der bereits bewährten A3. Die neuen Maschinen erhielten eine Stromlinienverkleidung. Eine dieser Maschinen mit der Nummer 4468 und dem Namen "Mallard" (auf deutsch Stockente) erreichte am 3. Juli 1938 mit 125 Meilen pro Stunde einen neuen Geschwindigkeits-Weltrekord für Dampflokomotiven, das entspricht 202,8 km/h. Der bisher geltende Weltrekord der deutschen 05 002 war somit um 2,4 km/h überboten. Allerdings wurde der neue Weltrekord angezweifelt, weil er auf einer leicht abschüssigen Strecke erreicht wurde und weil das mittlere Treibstangenlager heißgelaufen und ausgeschlagen war. Die deutsche 05 002 dagegen hatte ihren Rekord auf ebener Strecke erreicht und war unbeschädigt geblieben. Heute kann man die leuchtend blau lackierte A4 "Mallard" im National Railway Museum in York bewundern.

Das abgebildete Modell der Firma Ace-Trains zeigt die Nachkriegs-Ausführung der Mallard. Unter der regionalen Eisenbahngesellschaft LNER hatte die Lok die Nummer 4468, unter dieser Bezeichnung fuhr sie auch den Weltrekord. Die großen britischen Eisenbahngesellschaften, auch die LNER, gingen 1948 in die "British Railways" über. Bei dieser Gelegenheit erhielten die Lokomotiven neue Nummern, behielten aber den Namen bei. Deshalb steht auf dem Führerhaus dieses Modells die Nummer 60022. Das Namensschild vorne am Kessel zeigt aber immer noch den Namen Mallard. Auf dem Tender ist das Wappen der British Railways.

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